"Gott lässt seine Kinder die Geschichte erzählen"

Krieg und Frieden  •  Sermon  •  Submitted   •  Presented
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Einführung

Der Gott des Alten Testaments ist – das kann man mit Fug und Recht behaupten – die unangenehmste Gestalt in der gesamten Literatur : Er ist eifersüchtig und auch noch stolz darauf ; ein kleinlicher, ungerechter, nachtragender Überwachungsfanatiker ; ein rachsüchtiger, blutrünstiger ethnischer Säuberer ; ein frauenfeindlicher, homophober, rassistischer, Kinder und Völker mordender, ekliger, größenwahnsinniger, sadomasochistischer, launisch-boshafter Tyrann.
Die Wort schribt dr beriemti Atheist Richard Dawkins im zweite Kapitel vo sim Buech “Der Gotteswahn”. Wenn me gwüssi Text usem Alte Testamänt gläse het, weiss me scho, wieso är das schribt. E Bispiil:
Deuteronomium 20,10–18 (ZB 2007)
10 Wenn du vor eine Stadt ziehst, um gegen sie zu kämpfen, dann sollst du ihr Frieden anbieten. 11 Geht sie auf das Friedensangebot ein und öffnet sie dir ihre Tore, dann soll dir das ganze Volk, das sich in ihr befindet, Frondienst leisten und dir Untertan sein. 12 (Das goht jo no) Will sie aber keinen Frieden mit dir schliessen, sondern mit dir Krieg führen, dann sollst du sie belagern. 13 Und der HERR, dein Gott, wird sie in deine Hand geben, und alles, was darin männlich ist, sollst du mit der Schärfe des Schwerts schlagen. 14 Nur die Frauen und Kinder und das Vieh und alles, was sich in der Stadt an Beute findet, darfst du als Plündergut für dich behalten, und was du bei deinen Feinden erbeutet hast, was dir der HERR, dein Gott, gegeben hat, sollst du verzehren. 15 So sollst du es mit allen Städten halten, die sehr weit von dir entfernt sind und nicht zu den Städten dieser Nationen hier gehören. 16 (Jetzt kunnt dr Kicker) Doch in den Städten dieser Völker, die dir der HERR, dein Gott, zum Erbbesitz gibt, sollst du nichts am Leben lassen, was Atem hat, 17 sondern du sollst sie der Vernichtung weihen, die Hetiter und die Amoriter und die Kanaaniter und die Peressiter und die Chiwwiter und die Jebusiter, wie es dir der HERR, dein Gott, geboten hat, 18 damit sie euch nicht lehren, so abscheulich zu handeln, wie sie es zu Ehren ihrer Götter getan haben, und damit ihr nicht schuldig werdet gegenüber dem HERRN, eurem Gott.
Nid nur befiehlt Gott do e Völkermord, im Buech Josua, wo vo dr Landnahm vo Israel handlet, mache d Israelite denn au Ärnst drmit:
Josua 6,15–21 (ZB 2007)
15 Und am siebten Tag machten sie sich auf, als die Morgenröte aufstieg, und zogen der Anweisung gemäss siebenmal um die Stadt; nur an diesem Tag zogen sie siebenmal um die Stadt. […] 20 Und das Volk begann zu schreien, und man blies die Hörner, und als das Volk den Hörnerschall hörte, brach das Volk in lautes Kriegsgeschrei aus, und die Mauer fiel in sich zusammen, und das Volk stieg zur Stadt hinauf, ein jeder, wo er gerade war, und sie nahmen die Stadt ein. 21 Und alles, was in der Stadt war, weihten sie der Vernichtung mit der Schärfe des Schwerts, Mann und Frau, Jung und Alt, Rind, Schaf und Esel.
So Text stön in unsre Bible. Ich ha in dr Vorbereitig uff die Predigt e paar Biecher gläse, und in einem verzellt e Studänt dGschicht vo sim Vater: Dä isch Leiter inere kleine Freikirche in Amerika gsi. Gläubig, wie du und ich. Abr är het in sim Läbe nid soviel Bible gläse und het beschlosse, dass zändere. Si Ziil: Die ganzi Bible am Stück durezläse. Är isch öbbe bis ind Mitti vom Buech Hiob kho - denn hetr sini Bible zum letsche mol zue gmacht, aagwideret und erschrocke vo dä, wonr gläse het, und isch sit denne nie meh ine Kirche gange.
Wie könne mir die Text läse, ohni, dass uns so öbbis passiert? Wie bringe mir die Darstellig vomne Gwalttätige Gott zämme mitme Bild vo Jesus, wo so anderst isch? Uff die Froge wänn mir hüt zobe gmeinsam e Lösig sueche. Es wird spannend, abr au kompläx: Dorum hänn mir do Zetteli für euch parat gmacht, wo ihr Froge könned druff schriibe, wonich nach dr Predigt denne nach me Song wird probiere zbeantworte.

Vorbemerkungen

Bevor mr uns richtig drikneule, no e paar Vorbemerkige: Erstens ischs nid e Predigt für jede odr jedi do inne: Vilicht sitzisch du hüt do, und dänksch dir “Ganz ehrlich Fabian, ich gseh do kei grosses Problem: Gott kha jo mache, was är will, är isch guet und wird scho sini Gründ ha”! Okay, das kasch du gärn so dänke. Ich muess dir kei Problem schaffe, wo du keins hesch, zum dir denn e Lösig zverkaufe, wo du nid bruchsch. Denn isch die Predigt hüt zobe nid an di grichtet.
Zweitens wird e Predigt für Erwachseni: Du wirsch bitz miesse mitdänke, und ich wird dir an mehrne Stelle verschiedeni Optione aabiete, was du kasch mache und glaube. Abr am Schluss entscheide muesch du!
Und drittens wirds e bitz e theoretischi Predigt: Normalerwiis gohts jo inere Predigt oft drum, was mir mache sölle - wie mir uns verhalte sölle, wie mir mit unserem Gäld sölle umgoh, wie mir Mensche begegne sölle. Hütte gohts vor allem drum, wie du dini Bible kasch läse. Und jetzt fön mr ah.

Rückblick auf Lukas Amstutz

Vor e paar Wuche het dr Lukas Amstutz do in dr Thomaskirche zu Jesus als Friedensstifter predigt. Fallsr das nonig glost händ: Ihr findet e Mitschnitt uff dr Website vo dr Thomaskirche, die 35min lohne sich wirklich! Ich möchti do nomol kurz darstelle, wienich Jesus gseh, zums Problem verdüütliche, wo mir hänn.
Jesus sälber het Feindesliebi predigt:
Matthäus 5,38–44 (ZB 2007)
38 Ihr habt gehört, dass gesagt wurde: Auge um Auge und Zahn um Zahn. 39 Ich aber sage euch: Leistet dem, der Böses tut, keinen Widerstand! Nein! Wenn dich einer auf die rechte Backe schlägt, dann halte ihm auch die andere hin. 40 Und wenn dich einer vor Gericht ziehen will, um dein Gewand zu nehmen, dann lass ihm auch den Mantel. 41 Und wenn dich einer nötigt, eine Meile mitzugehen, dann geh mit ihm zwei. 42 Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der von dir borgen will! 43 Ihr habt gehört, dass gesagt wurde: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. 44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen.
Dr Ulriz Luz, e bekannte schwizer Neutestamäntler, het folgends überd Feindesliebi vo Jesus gschribe: «Das Gebot der Feindesliebe ist einer der zentralsten christlichen Texte. Es wird nicht nur in der frühchristlichen Paränese (Predigt) ausserordentlich häufig zitiert, und zwar in fast allen christlichen Bereichen, sondern gilt als das christliche Proprium (Wesenszug) und Novum (Neuheit), über das sich die Heiden wundern.»
Jesus sälber het sich immer radikal gege Gwalt gwändet. Im Lukasevangelium seit är folgendes:
Lukas 9,55 (Menge)
55b »Der Menschensohn ist nicht gekommen, um Menschenleben zu vernichten, sondern um sie zu retten.«
Wo dr Petrus Gwalt aawändet, zum Jesus zrette, wiist är ihn zrächt:
Lukas 22,50–51 (ZB 2007)
50 Und einer von ihnen schlug nach dem Knecht des Hohen Priesters und hieb ihm das rechte Ohr ab. 51 Jesus aber entgegnete: Lasst das! Nicht weiter! Und er rührte das Ohr an und heilte ihn.
Jesus sälber losst sich schlussändlich durch am Krüz Gwalt überwältige, umd dGwalt ändgültig z überwinde. Indäm är uff Gwalt verzichtet, obwohl im Gwalt aatoh wird, durchbricht är dr Gwaltkreislauf.
Dr Kirchevater Tertullian het mol folgendes gseit: «Christen würden, wie ihr Meister, lieber getötet werden als selbst zu töten.»
Dr Ron Sider, e Theolog, wo vor kurzem erst gstorbe isch und die linksevangelikali Theologie in Amerika stark prägt het, hets eso ussdruckt: «Das Kreuz ist der endgültige Erweis dafür, dass Gott auf das Handeln seiner Feinde mit leidender Liebe antwortet. […] Jesu stellvertretender Kreuzestod für die Sünder ist die Grundlage und der tiefste Ausdruck von Jesu Gebot der Feindesliebe.»
Soviel also zu Jesus. Jesus isch abr nid nur e Näbecharakter in dr Bible: Är sälber isch Gott!
Mir als Christe glaube, dass sich Gott in dr Gschicht immer wieder offebart het. Mir gönn drvo uss, dass är sich de Mensche immer wieder uff verschiedensti Art zeigt het. Dr Höhepunkt aber, die letztgültigi, die ändgültigi Offebarig, so, wie Gott am ehste isch, die finde mir in Jesus Christus. Jesus sälber seit das:
Johannes 14,9 (ELB 2006)
9 Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.
Dr Autor vom Kolosserbrief schribt drzue folgendes:
Kolosser 1,15 (ZB 2007)
15 Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes
Und im Hebräerbrief stoht am Aafang folgendes:
Hebräer 1,3 (ZB 2007)
3 Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und Abbild seines Wesens
Wenn mir also die Darstellige vo Gott gsehn, und denn im Alte Testamänt Gschichte vomne Gott läse, wo däm Bild völlig widerspricht - denn könne mir das schlächt eifach näbenenander stohloh. Ich ha euch hütte 6 Möglichkeite mitbrocht, wie mir mit dere enorme Spannig könne umgoh. Dütlich mache möchti das am Text vom Aafang, an dr Landnahm vo Israel. Dä Text wird au dr Kanaaniter-Genozid gnennt. Gwüssi vo dene Düütige stön für sich, gwüssi ergänze sich gegesiitig, und gwüssi widerspräche sich sogar! Du muesch dr au nid alli 6 merke. Suech dir die uuse, wo für di am meiste Sinn ergit.

1. Möglichkeit: Gott ist nicht immer so!

E ersti Möglichkeit, mit dene Text umzgoh, isch, zsage: Gott isch jo nid immer so. Es git vieli Stelle in dr Bible, wo Gott nid eso isch. Au grad im Alte Testamänt läse mir drvo, wie gross sini Gnad isch, z.B. in Jesaja 54,10
Jesaja 54,10 (ZB 2007)
10 Denn die Berge werden weichen und die Hügel wanken, meine Gnade aber wird nicht von dir weichen, und mein Friedensbund wird nicht wanken, spricht, der sich deiner erbarmt, der HERR.
Es gäbt notürlich no viel me Bibeltext wie dä. Wenn me dr grossi Boge aaluegt, wo dBible drvo brichtet, isch Gott guet und gerächt!
Vilicht gniegt dir die Vorstellig. Wenn nid, hänn mr no fünf witeri:

2. Möglichkeit: Das Geheimnis Gottes

Dr Martin Luther het in sinere Theologie zwei Begriff prägt: Dr Deus relevatus, dr offebarti Gott, und dr Deus absconditus, dr verborgeni Gott. Mit däm verborgene Gott meint är all die Schattesiite vo Gott, wo mir eifach nid erkläre könne. Gott enzieht sich schlussändlich jeglicher Erklärig. Är isch grösser als unseri Wort, grösser als unseri Gedanke und ganz sicher grösser als das theologische Luftschloss, wonich do bau. Das stimmt. Wirklich! Gott isch eifach grösser, als mir könne dänke. Abr das heisst nid, dass mr nid probiere sölle.
Gott het uns e Verstand gäh, zumen au bruche, und dorum gits no vier wiitere Möglichkeite, mit dere Spannig umzgoh.

3. Möglichkeit: Hinter den Vorhang sehen

Ich ha vorhär gseit, dass Gott so isch, wie är sich in Jesus zeigt het. Gott am Krüz, wo liidet und stirbt, isch sklarschte Bild vo Gott, wo mir hänn! Wenn mir sKrüz abr mol ussere nidchristliche Perspektive aaluege, gsehn mir öbbis schrecklichs: E politisch unbequeme Mensch, wo vom römische Regime zTod gfoltered wird. An dr Oberflächi e hässlichs Bild. Abr mir Christe gsehn drhinter: Im Glaube gsehn mir, wie dr allmächtigi Gott uns noch kho isch und unsri Sünde uff uns gno het. dDistanz, wo Gott überwunde het, zeigt sini Liebi zu uns! Gott isch Liebi, und sini Liebi gseht uss wie das Krüz uff Golgatha. An dr Oberflächi ischs Krüz hässlich, aber drhinter gsehn mir öbbis wunderschöns: Gottes Liebi, wo Sünd überwindet.
Mir hänn jetzt e Schablone: öbbis, wo vordergründig hässlich und schrecklich isch, aber in dr Tiefi wunderschön isch, und könne die uff all die Text aawände, wo däm Bild vo Gott am Krüz widerspräche. Au uff unsere Text! Mir läse dr Text jetzt “allegorisch” - das heisst, als bildlichi Umrschriibig vo öbbisem, also nid wörtlich. Mir mien uns froge: Was könne mir hinter dr Hässlichkeit vo däm Text gseh? Für unsere Text bietet das also z.B. folgendi Dütigsmöglichkeite (isch kei abschliessendi Liste):
dVernichtig vo de Kanaaniter stoht drfür, wie sehr Gott dSünd hasst. Es isch e Sinnbild drfür, wie fest Gott nid will, dass sich dIsraelite vo ihm abwände.
Dr Kampf gege dKanaaniter stoht füre kosmische Kampf, wo Gott ständig gege dr Tüüfel und Dämone fiert. Gott isch ständig drah, dMächt vom Böse in sini Schranke zwiise - oft glingt das, mänggmol nid.
Dr Völkermord an de Kanaaniter könnt au als Sinnbild fürs letschte Gricht stoh: Irgendwenn wird Gott alles Böse ändgültig beände. Es wird dr Tag kho, wo alles Schlimme und Schreckliche uff dere Ärde vernichtet wird. dKanaaniter wärde in dere Düütig als Sinnbild fürs Schlimme verstande - well si z.B. Kinderopfer gmacht hänn oder Inzest praktiziert hän.
Die Möglichkeit, quasi hinter dr Vorhang zgseh, erlaubts uns, dä Text nid wörtlich, sondern bildlich zverstoh, ohni aber jegliche Sinn drhinter miesse uffzgäh.
Kömme mr zuer vierte Düütig:

4. Möglichkeit: Gott lernt dazu

Vilicht, nur vilicht, isches möglich, dass Gott au öbbis lerne kha. In dr Noah-Gschicht z.B. seit Gott, nachdäm är mitere Fluet fascht alli Mensche wäge ihrer Bosheit umbrocht het: Das wird ich nie meh mache! Ich will nümme Gwalt mit Gwalt bekämpfe. Genau das gsehn mir am Schluss bi Jesus: Är bekämpft Füür nid mit Füür. Wenn mird Bible in chronologischer Reihefolg läse, gsehn mir immer wieder, wie Gott sich e Stück wiit änderet: Zerst isch är nur dr Gott vo Israel. Denn, z.B. im Jonabuech, bekehrt sich e ganzi Stadt usserhalb vo Israel zu Gott. Und mit Jesus schlussändlich isch die ganzi Wält iglade, mit Gott ine Bund zträtte. Do gits e Entwicklig - wieso kha das nid au bi andere Sache möglich si?
Die Vorstellig, dass Gott au drzuelerne kha, het notürlich grösseri Konsequänze: Wie genau kennt Gott dZuekunft? Kha är überrascht wärde? All die Froge wäre wohrschins e eigeni Predigtreihe wärt, dorum kanni jetzt nid viel meh drzue sage, abr wenn me sich uff dr Gedanke iilosst, dass Gott au drzuelerne kha, kame dr Genozid bi dr Landnahm doch viel besser iiordne - denn Gott würds hütte nümm eso mache.

5. Möglichkeit: Fortschreitende Offenbarung

Mir kömme zu de letschte zwei Möglichkeite - die löse minere Meinig noch unser Dilemma am beste, sinn glichzitig abr au die radikalste. Die Aasicht nenn ich die fortschriitendi Offebarig: Gott offebart sich immer me, wie är wirklich isch, bis das ganze in Jesus sini Krönig findet. Jetzt ischd Froog notürlich: Wieso zeigt sich Gott im Alte Testamänt amigs so schrecklich? Drfür mien mir dr Kontext, wo dLandnahm drin stoht, e bitz besser verstoh. Ich will kurz euch verdütliche, wie anders dWält damals ussgseh het. Stell dir kurz vor, wie unsri Wält im Joor 5000 ussgseh wird. Probiers mol! Wohrschinlich isch dr fast dr Kopf platzt. Mir au. Wär kha scho wüsse, wie dWält in über 3000 Joor ussgseh! Abr jetzt kunnts: Mir sinn hütte nöcher am Joor 5000 drah, als an dere Gschicht. Ich sags nomol: sJoor 5000 isch weniger wiit vo uns ewäg, als mir vo dere Gschicht ewäg sinn. Das isch 3500 Joor här! Das tönt scho sehr lang, abr wenn ich euch dr Verglich ins Joor 5000 mach, wirds nomol dütlicher.
Mir mien also probiere verstoh, wie dWält damals funktioniert het. Israel isch e kleins Volk gsi, wo gege die andere Stämm und Sippene im nohe Oste Krieg gfiert het. Religion und Politik sinn damals immr extrem noch zämme gsi: Götter sinn Krieger gsi, wo für ihr Volk gegen die andere Stämm und gege die andere Götter kämpft hänn. E friedlichs Näbenander isch undänkbar gsi, die sinn immer in Konkurränz gstande. Es ischs normalste vo dr Wält gsi, Krieg gege die andere zfiere. Ich stells mr eso vor: Gott kunnt in die Situation, und will mit sim Volk Gschicht schribe. Dass si ihn aber überhaupt als Gott erkenne, muess är sich so verhalte, wie dMensche damals dänkt hänn, dass Götter sich verhalte! Au wenn Gott gar nid viel am Krieg liggt: Um dr Beziehig zu sim Volk ufrächt zerhalte, präsentiert Gott e praktischi Lösig, wo alles andere als ideal isch. Wenn Gott eifach wie Jesus kho wär und gseit hätt “Liebed euri Feinde, kümmeret euch um si, hebet die anderi Backe ahne”: Är wär nid verstande worde!
Well mir Mensche so begränzt sinn, si iigrschänkt in unserer eigene Kultur und in unsere Vorstellige, passt Gott sich uns ah, zum sich erkennbar zmache! Gott dänkt sich in dere Aasicht also “Eigentlich willich das nid, aber wennichs nid eso mach, erkenne si mi nid als Gott”. Die Möglichkeit seit also: Gott hets eigentlich nid eso welle, abr wäg dr Beziehig zu sine Kinder macht ärs trotzdäm. Und mit dene Kinder sinn mr bi dr letschte Möglichkeit:

6. Möglichkeit: Gott lässt seine Kinder die Geschichte erzählen

Es git bis hütte kei archäologische Bewiis, dass dLandnahm, dr Genozid an de Kanaaniter, odr au d Eroberig vo Jericho genau eso passiert isch, wies in dr Bible stoht. Mir finde keini Spure vomne grosse Krieg, kei Spuur vomne Bevölkerigszuewachs in dr Gegend - und rund um Jericho wiit und breit keini Muure. Dass heisst nid, das nüd passiert isch - aber es leggt doch dr Verdacht noch, dass in unserer Gschicht übertribe worde isch. Wenn die Gschichte abr so gar nid passiert sinn, wieso sinn si denn in dr Bible?
Dr Hebräischprofässor Al Groves hets emol e so gseit: “dBible isch eso, wie si isch, well Gott sini Kinder dGschicht verzelle losst”. Vilicht sinn die gwalttätige Darstellige vomne Kriegergott nid so, wie Gott wirklich gsi isch, sondern, wie dMensche damals dänkt hänn, wie Gott wär. Das isch dr Kärn vo dere Asicht: Vilicht zeige die Text nid, wie Gott wirklich isch, sondern, wie dMensche damals dänkt hänn, wie Gott wär. Wie ich vorhär scho erklärt ha, hännd dMensche damals ihri Götter in ihrer Kultur immer als Kriegsgötter verstande, wo in ihri Politik und ihri militärische Handlige involviert gsi sinn. Denn machts jo au nur Sinn, dass dIsraelite ihri Handlige als vo Gott sanktioniert verstande hänn - damals het dWält eifach so funktioniert.
Was heisst das jetzt konkret für unser Problem? Ich würds eso beschribe: Vilicht brichte die biblische Erzählige vo alte Konflikt, abr si brichte nid über die Ereignis mit historischen Genauigkeit. Die Erzählige entsprächeem Dänke vomne antike Stammesvolk, wo Gott eso verstande het: Götter sinn immer Krieger, wo für ihres Volk gege Feinde kämpfe. dIsraelite sinn e alts Volk gsi und hänn Gott und ihri Beziehig zu ihm so kulturell gfärbt verstande und au dargstellt.
Gott losst sini Kinder dGschicht verzelle - und dorum isch die Gschicht amigs eso, wied Kinder si erläbt hänn, und nid unbedingt, wie si genau gsi sich.
Gott het sini Gschicht immer scho mit Mensche gschribe - und är schribt si dank Jesus au hütte no mit uns! Das isch dBotschaft, wo mir in dr Bible immer wieder finde, au in däm Text. Ich find das e wunderschöni Vorstellig, ich hoff, ihr au. Amen.
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